Eine falsche Bewegung und schon ist es passiert: Der untere Rücken macht zu und man ist fast bewegungsunfähig. Rund 70% aller Erwachsenen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren erleben mindestens einmal im Leben solch eine Situation. Doch was ist eigentlich ein Hexenschuss und was ist im akuten Schmerzzustand zu tun?

Eine akute Lumbago – im Volksmund auch Hexenschuss genannt – äußert sich in einem plötzlichen, heftigen Schmerz im unteren Rücken mit starker Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule im Alltag. In der Akutphase sind einfachste Bewegungen wie das aufrechte Stehen oder Laufen aufgrund der Rückenschmerzen kaum möglich

Wie entsteht ein Hexenschuss?

Meistens kommt es in der unteren Wirbelsäule (Lendenwirbelsäule) zu einem Verhaken bzw. Blockieren der Wirbelsäulengelenke im betreffenden Segment. Vorausgegangen sind meistens eine Beugung des gesamten Oberkörpers nach vorne sowie eine Rotation der Wirbelsäule in Verbindung mit einem falschen Heben eines schweren Gegenstandes.

In manchen Fällen haben die betroffenen Personen bereits vor einer akuten Lumbago einen leichten, schleichenden Rückenschmerz, welcher sich durch den Vorfall schlagartig intensiviert.

Wie äußert sich ein Hexenschuss?

Durch den oben erklärten Mechanismus entstehen starke Verspannungen bzw. Verkrampfungen der Rückenmuskulatur (sog. klassischer Kreuzschmerz). Zum Teil können dadurch auch Nerven einklemmen, was zu ausstrahlenden Schmerzen (Kribbeln, eingeschlafenes Gefühl) im Gesäß, in der Leiste oder im Oberschenkel führen kann.

Die Beschwerden können bis zu einer Woche anhalten. Bei zeitnaher, physiotherapeutischer Behandlung ist der Rückenschmerz nach ein bis zwei Sitzungen deutlich reduziert und das Bewegungsausmaß wieder flüssiger und größer. Je nach Schwere des Hexenschusses, körperlicher Verfassung, Trainingszustand und Alter des Patienten, kann sich das Beschwerdebild unterschiedlich stark und lang äußern.

Was sind Förderfaktoren für einen Hexenschuss?

Langes, einseitiges Sitzverhalten (z.B. häufiges, langes Sitzen im Büro) ist neben einer Dysbalance zwischen Rücken- und Bauchmuskulatur der größte Faktor, warum es zu einer akuten Lumbalgie kommen kann. Hinzu kommen Einflüsse wie Übergewicht, Bewegungsmangel oder strukturelle Veränderungen an der Wirbelsäule oder Bandscheibe (z.B. durch Verschleiß).

Was ist der Unterschied zwischen einem Hexenschuss und einem Bandscheibenvorfall?

Das Wichtigste zuerst: Eine akute Lumbago ist nicht dasselbe wie ein Bandscheibenvorfall. Symptomatik und Beschwerden können sich zwar sehr ähneln, doch liegt die Ursache des Rückenschmerzes an jeweils unterschiedlichen Strukturen.

Charakteristisch für einen Bandscheibenvorfall ist das starke, ausstrahlende Kribbeln bis in den Fuß oder die Fußzehen. Durch das Gleiten der Bandscheibe nach hinten (Vorwölbung/Prolaps), kommt es durch eine mögliche Quetschung des Nervs zu Taubheit in der betroffenen Extremität.

In extremen Fällen entsteht dadurch ein starker Kraftverlust in der Beinmuskulatur, so dass das Bein beim normalen Gehen „wegknickt“. In diesen Fällen ist umgehend ein Facharzt aufzusuchen, um mit einem bildgebenden Verfahren wie MRT, CT oder Röntgen eine mögliche Verschiebung der Bandscheibe zu diagnostizieren.

Bei einer akuten Lumbago hingegen liegt keine Schädigung der Bandscheibe vor. Wie bereits beschrieben, handelt es sich hierbei lediglich um ein Verhaken/Blockieren der Wirbelgelenke.

Was ist bei einem akuten Hexenschuss zu tun?

Innerhalb der ersten zwei bis drei Tage ist Schonung angesagt. Während den Ruhephasen sollte man sich in eine sogenannte Stufenbettlagerung begeben. Das heißt, dass in Rückenlage die Beine in 90 Grad Beugung in Hüfte und Knien auf einem Hocker, Gymnastikball oder großen Kissen abzulegen sind. Durch diese Lagerung wird die untere Wirbelsäule entlastet und die Austrittslöcher der Nerven werden weitgestellt. Währenddessen sollte man dafür sorgen, dass die verkrampfte Muskulatur ausreichend mit Wärme versorgt wird. Hierfür eignen sich Kirschkernkissen, Wärmflasche oder Heizkissen. Außerdem ist ein warmes Bad äußerst hilfreich, um eine Mehrdurchblutung in der Muskulatur anzuregen.

Trotz aller Kreuzschmerzen und Steifigkeit der Wirbelsäule ist es sehr wichtig mobil zu bleiben. Man sollte immer versuchen sich so viel wie möglich im schmerzfreien oder schmerzerträglichen Bereich zu bewegen. Leichtes Spazierengehen, Bewegungen im Wasser oder wenn möglich, leichtes Ergometer fahren sind ideale Maßnahmen um den Körper in Bewegung zu halten und die Muskulatur zu entspannen.

Wie kann ich einem Hexenschuss vorbeugen?

Natürlich ist es immer besser, wenn man es erst gar nicht zu einem Hexenschuss kommen lässt. Oftmals sind es schon kleine Veränderungen im Alltag, wie zum Beispiel den Arbeitsplatz im Büro ergonomischer einzurichten oder beim Sitzen das Portemonnaie aus seiner Brieftasche zu nehmen.

Das Heben schwerer Gegenständen bewusster und korrekter auszuüben, verhindert oft eine akute Lumbago. Es empfiehlt sich folgendes Verhalten:

Mit den Knien tief in die Hocke gehen, Oberkörper aufrecht halten und Bauch anspannen. Den schweren Gegenstand dicht am Körper halten und Drehungen aus dem Oberkörper vermeiden.

Beim Einkaufen sollten darauf geachtet werden, dass schwere Gegenstände mit beiden Händen getragen und vorne im Kofferraum des Autos abgestellt werden.

Außerdem ist ein gezieltes und ausgeglichenes Muskeltraining für den Rumpf sehr wichtig. Neben Kräftigungsübungen für die Rückenmuskulatur, sind Übungen für den Bauch mindestens genauso wichtig und sollten in jedem Trainingsplan enthalten sein, da die Bauchmuskulatur die Wirbelsäule von vorne stabilisiert.

Die Mobilisation (Beweglichkeit) zu erhalten und verbessern ist, neben der Kräftigung und Stabilisation unseres Rumpfes, ein weiteres, wichtiges Trainingsziel. Bei acht bis zehn Stunden im Büro kommt das Laufen und die Beweglichkeit der einzelnen Wirbel viel zu kurz. Nur die Wenigstens schaffen es nach solch einem Tag noch ins Fitnessstudio. Solch eine Disziplin ist selbstverständlich sehr lobenswert, doch trotz regelmäßigem Krafttraining an den Geräten, klagen auch diese Menschen über Rückenschmerzen – aber warum?

Leider wird die Trainingskomponente Beweglichkeit oft vernachlässigt und es kommt dadurch zu einem chronischen Bewegungsmangel. Wirbel und Bandscheiben werden einseitig belastet und die Mobilität der einzelnen Wirbelkörper nimmt ab – es entstehen schneller und häufiger Blockaden. Im schlimmsten Fall entstehen Vorwölbungen oder ernsthafte Bandscheibenvorfälle.

Ist es dennoch zu einem Hexenschuss gekommen, sollte dieser nach wenigen Tagen wieder abklingen und die Beschwerden sollten deutlich reduziert sein. Sollten die Symptome länger anhalten oder gar schlimmer werden, sollte man einen Arzt zur weiteren Diagnostik aufsuchen. Das gilt auch, wenn man unsicher ist oder ein ungutes Bauchgefühl hat.

Festzuhalten ist, dass man mit ganzheitlicher Physiotherapie, umfassenden Übungen für zu Hause und einem bewussten Verhalten im Alltag viele Rückenprobleme schon vorbeugend angehen kann.

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